Flexible Grundschule und jahrgangsgemischte Klassen in Gunzenbach
Seit dem Schuljahr 2010/11 unterrichten wir in Gunzenbach in jahrgangsgemischten Klassen 1/2 und ein Jahr später auch in 3/4.
Zum Schuljahr 2016/17 haben wir zudem das Schulprofil „Flexible Grundschule“ erworben.
Was bedeutet das Schulprofil „Flexible Grundschule“?
- Kinder mit Lernschwierigkeiten oder auch entwicklungsverzögerte Kinder können die jahrgangskombinierte Klasse 1/2 drei Jahre lang besuchen, ohne die gewohnte Lerngruppe zu verlassen und ohne, dass es als „Wiederholen“ gilt.
- Begabte Kinder bekommen die Möglichkeit, zwei Schuljahre in einem Jahr zu durchlaufen.
- Die Schule erhält zusätzliche Lehrerstunden zur Differenzierung und Förderung.
Weitere Informationen zur „Flexiblen Grundschule“ unter: http://bildungspakt-bayern.de/wp-content/uploads/2015/03/flexGrundschule_web100.pdf
jahrgangsgemischt – was heißt das eigentlich?
- Kinder der ersten und zweiten (bzw. dritten und vierten) Jahrgangsstufe werden zusammen in einem Klassenraum unterrichtet
- gemeinsamer Unterricht…
- aber auch individuelle Förderung in Kleingruppen
- Kinder lernen voneinander und miteinander
jahrgangsgemischt – wie geht das?
- Lehrer haben die Aufgabe, den Unterrichtsstoff für zwei Jahrgangsstufen aufzuarbeiten
- in der Regel gemeinsamer Stundeneinstieg, dann unterschiedliche Arbeitsaufträge, gemeinsames wertendes oder besinnendes Ende
- verstärkter Einsatz „offener Unterrichtsformen“ wie Wochenplanarbeit, Lernen in Bausteinen, Werkstätten- und Projektarbeit
- Kinder helfen sich gegenseitig
- Lernen in Kleingruppen in „Differenzierungsstunden“
Vorteile der Jahrgangsmischung
- Kinder fungieren als „Helfer“, das steigert das Selbstwertgefühl und führt zu einer Verinnerlichung des Unterrichtsstoffes, indem das Thema mit eigenen Worten verbalisiert wird.
- Kleinere lernen von größeren Kindern. Das fördert die Lernmotivation („nacheifern“).
- „Um Hilfe bitten“ und „Helfer sein“ fördert Sozialkompetenzen wie Rücksichtnahme, Geduld und Offenheit.
- Dadurch wird der Blick „über den Tellerrand“ möglich.
- Offene Unterrichtsformen erlauben ein individuelles Lerntempo und ein Lernen auf individuellem Leistungsniveau.
- Förderung der Selbstständigkeit durch selbstständiges Lernen wird zum Unterrichtsprinzip.
- Selbstkontrolle der eigenen Arbeit fördert „genaues Hinschauen“ und „Reflektieren über das eigene Lernen“.
- Lehrkraft hat in den offenen Unterrichtsformen Gelegenheit, einzelne Kinder zu beobachten und individuelle Hilfen zu geben.
- Zusätzliche Differenzierungsstunden können auch für den Unterricht im Lehrerteam genutzt werden („Team-Teaching“).
- Die empfohlene Klassenhöchststärke ist bei jahrgangsgemischten Klassen niedriger als in Regelklassen.
Nachteile der Jahrgangsmischung – die gibt es auch 😊!
- Die Dominanz von eigenständigem Lernen überfordert anfänglich manche Kinder.
- Die eigene Zeiteinteilung in offenen Unterrichtsformen fällt einigen Kindern zum Teil schwer.
- Die gemeinsame Reflexion der Arbeitsergebnisse ist in „Jami-Klassen“ schwieriger, weil die Kinder an unterschiedlichen Aufgaben arbeiten.
Probleme, die meist nach kurzer Zeit verschwinden –
denn „die Großen“ helfen „den Kleinen“!!!
Was sagen empirische Untersuchungen?
Kinder aus jahrgangsgemischten Klassen…
- …liegen in ihren Leistungen auf mindestens gleichem Niveau wie Kinder aus Regelklassen.
- …liegen im Sozialverhalten deutlich über dem Niveau von Regelklassen.
- …wagen sich schneller an schwierige Probleme.
- …entwickeln stärker Selbstständigkeit und Lernverantwortung.
- …lachen andere Kinder seltener aus.
- …prahlen seltener mit ihrem Wissen.